Wie alles kam
Da ich fast täglich im Wald laufe, merkte ich bald einschneidende Veränderungen. Das mal ein Baum gefällt, dass etwas ausgeforstet werden musste, war für mich selbst verständlich. Auch in der Natur bleibt nichts, wie es ist.
Aber die Fällarbeiten nahmen kein Ende. Der Wald oberhalb der Hofwiese wurde immer dünner zur Straße hin. Die Sägen heulten bis in die Dunkelheit. Riesige Holzstapel mehrten sich.
Die Wege wurden zu Schlammstraßen, der Wald oberhalb des „Dillichblickes" in der Nähe des ,,Traumzauberbaumes" hauptsächlich Buchen, verschwand und überall zogen Harvesterspuren ihre Bahn.
Erschreckend auch die Fäll-Maßnahmen beim Förster Jässing- Stein, oberhalb der Einsiedelei. Dicke Buchen waren von heute auf morgen nicht mehr da. Statt der Wege überall tiefe breite "Waldautobahnen".
Es tat richtig weh, dieser massiven Zerstörung wehrlos zuzusehen. Leute vom Ort, die ich zufällig traf, meinten, das müsse eben mal sein und schließlich ist das das Recht des Waldbesitzers.
Ich konnte nicht begreifen, dass in diesem Schutzgebiet so etwas möglich ist und das im Jahre 2023, wo täglich Worte wie Klimaschutz, Klimaverträglichkeit und Senkung der Erderwärmung millionenfach durch die Medien gejagt werden.
Auch im Amtsblatt verharmloste ein Artikel eines Lichtenwalder Bürgers die Brisanz der Lage. „Der Wald wird verjüngt." „Unsere Nachfahren wollen in 200 Jahren auch wieder Wald."
Sollten so die Einwohner beschwichtigt werden? Gezielt suchte ich Kontakt mit ebenso Betroffenen und fand ihn.
Das Unheil ging weiter. Nun wurde der steile Schlosshang gerodet und glich einem Schlachtfeld, der Weg zum Schloss unpassierbar, das Geländer zerstört. Dicke Stämme stapelten sich neben dem Naturschutzschild und das in der Brutzeit.
Am 17. März fuhr ein gigantischer Bagger am Fuße des Butterberges vor. Er nahm große Bäume in seine Zange und zwickte sie einfach ab. Meine Tochter, die Ostern zu Besuch weilte, war entsetzt, was hier geschah.
Inzwischen wurde weiter am Butterberg gefällt. Verkehrssicherung, hieß es. Aber am Südhang, wo unten eine Weidewiese war? Wir bekamen eine Sprechstunde beim Bürgermeister. Wir waren nicht die ersten. Er wusste über alles Bescheid, war aber nicht in der Verantwortung über die Fällgenehmigungen.
Als wir zurückführen, war die Straße von Braunsdorf nach Lichtenwalde wegen der Baumfällungen gesperrt. Entsetzt sahen wir, dass der Butterberg schon völlig kahl war.
Am 1. April lud der NABU Chemnitz und Herr Röder zu einer Wanderung mit dem Ziel, die Schäden zu begutachten, ein. Hier lernten wir auch Tobias Mehnert von der NASA und Uli Schuster vom NABU Sachsen kennen. Und so manches andere bekannte Gesicht.
Gleichgesinnte. Schon war der Gedanke eine BI zu gründen geboren. So fand das 1. Treffen Interessierter im „Musikhaus am Fluss" statt. Wir verfassten den Text für eine Petition, eine Webseite, für Flyer und Plakate.
Am 17. 04. 23 startete unsere Petition und eine Woche später verteilten wir die Flyer und Plakate in Lichtenwalde und Braunsdorf. Es ist gut zu wissen, dass man nicht allein ist mit seiner Betroffenheit und GEMEINSAM etwas tun kann!
Anja Diering